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Covid Shitstorm und Proteste: Was ist an der Klagenfurter Uni los?

Website Templete Artikel 4

An der Uni Klagenfurt gehen derzeit die Wogen hoch. Die Gründe dafür sind die 2G-Regel am Uni-Gelände und die Art, wie Rektor Oliver Vitouch diese Maßnahme in einem E-Mail beschrieben hat. Versuchen wir einmal, das Thema einzuordnen und herauszufinden, was genau passiert ist.

Um welche Corona-Maßnahmen geht es?

Die Corona-Taskforce der Uni Klagenfurt hat eine neue Corona-Regelung vorgestellt. Konkret bedeutet die verkündete Regelung, dass bald nur noch geimpfte oder genesene Personen Zutritt zur Uni haben sollen. Außerdem treten noch weitere Anti-Corona-Neuerungen in Kraft, die auch allesamt auf der Corona-Info-Page der Uni veröffentlicht wurden:

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Auszug aus der Corona-Strategie der Uni Klagenfurt (09.11.2021)

Was hat Rektor Oliver Vitouch dazu gesagt?

Rektor Oliver Vitouch hat in einem E-Mail eine Erklärung zur 2G-Regelung abgegeben und damit für Empörung gesorgt. In dieser E-Mail hat der Rektor folgendes geschrieben:

Der Entschluss zu dieser Umstellung ist nicht Schikane, nicht Bosheit und nicht Spaltungslust. Er ist pure Vernunft. Die Lage ist alles andere als ersprießlich, es ist todernst. Die Impfung ist nicht perfekt, aber sie ist – auf strikt wissenschaftlicher Basis – das beste Präventionsinstrument, über das wir verfügen. Und es geht bei der Impfung selbstverständlich nicht allein um den eigenen Schutz, sondern ebenso sehr um den der anderen. Das ist an einem öffentlichen Ort wie der Universität, mit Tausenden Anwesenden Tag für Tag und deren intensivem Austausch, von herausgehobener Bedeutung. Der Papst ist übrigens auch dieser Auffassung (Impfung als „Akt der Nächstenliebe“); im Vatikan gilt seit Februar 2021 eine Impfpflicht. Jene, die all das kategorisch von sich weisen, müssen beizeiten beginnen darüber nachzudenken, ob eine Universität das Richtige für sie ist. Denn dass Universitäten für eine wissenschaftliche Weltauffassung einstehen versteht sich von selbst (Stichwort ‚Aufklärung‘, https://de.wikipedia.org/wiki/Aufkl%C3%A4rung)

Was sagt die ÖH dazu?

Die Klagenfurter Vertretung der Österreichischen Hochschülerschaft (ÖH) sieht sich von der Verkündung der 2G-Regel und dem Tonfall von Vitouchs Worten überrumpelt:

Liebe Studis! Wir möchten euch aus gegebenem Anlass darüber in Kenntnis setzen, dass die Schritte, die am Samstag von der Universität Klagenfurt gesetzt worden sind, nicht mit uns abgesprochen wurden. Unser letztes Übereinstimmen mit der Universität gab es diese Woche mit der Vizerektorin für Lehre, dies betraf eine 2,5G Regelung. Wir sind weder in die Entscheidung miteinbezogen, noch vorab über eine 2G Regelung informiert worden. Die Art und Weise, wie diese Regelung verkündet worden ist, hat uns sprachlos gemacht.Sich als Rektor einer Universität auf den Papst zu berufen und dann auch noch Wikipedia zu zitieren, ist weder wissenschaftlich noch fortschrittlich. Es kann außerdem nicht sein, sich ein Urteil darüber zu erlauben, wer an eine Universität gehört und wer nicht. Eines ist ganz klar, Bildung ist für alle da.Um nun etwaige Missverständnisse aus dem Weg zu räumen, muss gesagt werden, dass wir uns als ÖH natürlich für eine Impfung aussprechen, aber die Vorgehensweise des Rektorats in keiner Weise akzeptieren können. Wir werden in den nächsten Tagen versuchen Gespräche mit dem Rektorat führen, um Klarheit zu schaffen und die weitere Vorgehensweise zu besprechen. (Quelle: Facebook)

Kurz gesagt: Die Einführung der 2G-Regel wurde mit der Hochschülerschaft nicht abgestimmt. Außerdem ist die Klagenfurter ÖH „sprachlos“ über die E-Mail des Rektors und meint: „Es kann außerdem nicht sein, sich ein Urteil darüber zu erlauben, wer an eine Universität gehört und wer nicht. Eines ist ganz klar, Bildung ist für alle da.“

Generell spricht sich auch die Klagenfurter ÖH für die Impfung aus, aber ihr missfällt die Vorgehensweise des Rektors.

Was sagt die Politik dazu?

Statements aus der Politik ließen nicht lange auf sich warten. Vor allem die Kärntner FPÖ und das Team Kärnten haben schnell und harsch reagiert:

Das Statement der FPÖ beinhaltet unter anderem folgende Aussage von FPÖ Landesparteiobmann NAbg. Erwin Angerer

„Ich bin fassungslos, dass sich eine Bildungseinrichtung dazu entschließt, seine Pforten für Bildungssuchende zu schließen! Wir haben es hier mit einer Form der Ausgrenzung zu tun, die wir in keiner Weise tolerieren dürfen.“

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Quelle: 5min.at

Die Freiheitliche Jugend Kärntens, also die Jugendorganisation der FPÖ, fordert sogar ein Hausverbot für Rektor Vitouch und organisierte am 9. November um 12:30 Uhr ein „Überparteiliches Kerzenmeer gegen den 2G-Zwang an der Uni Klagenfurt“.

Gerhard Köfer, Chef das Team Kärnten, erklärte in einer Aussendung„So etwas ist anmaßend und einem Rektor nicht würdig. Vitouch sollte ein Rektor für alle sein.“

Wie reagierte der Rektor auf die Kritik?

Am 8. November war der Rektor in der ZIB Nacht des ORF zu Gast. Du kannst dir die Sendung hier anschauen.

Vitouch erklärte das Nicht-Miteinbeziehen der ÖH in die 2G-Entscheidung damit, dass am Freitag, dem 5. November, neue Corona-Regeln von der Bundesregierung präsentiert wurden. An der Uni Klagenfurt wollte man daher schnell reagieren, um nicht laschere Regeln zu haben wie beispielsweise im Kulturbereich.

Zu den Aussagen in seiner E-Mail hat er Ingeborg Bachmann zitiert: „Die Wahrheit ist dem Menschen zumutbar.“ Die Impfung kategorisch abzulehnen ist laut ihm mit einem wissenschaftlichen Weltbild und somit mit einem Universitätsstudium schwer vereinbar.

Außerdem fragte Vitouch, ob die Impffrage inmitten einer Pandemie wirklich Privatsache sei. Laut ihm sei diese Meinung bei einem hochinfektiösen Virus wie Covid-19 „ganz offensichtlich ein problematischer Standpunkt.“

Was ist von all dem zu halten?

Achtung: Im Folgenden wird eine Meinung vertreten. Offensichtlich haben sehr viele Menschen eine Meinung zu den 2G-Regeln an der Uni Klagenfurt und zu den Statements von Oliver Vitouch – und wir ebenso ?

Im Kern hat Vitouch Recht. Er hat ja nichts anderes gesagt, als dass die Ablehung der Impfung und anderer Corona-Schutzmaßnahmen nicht mit einem wissenschaftlichen Weltbild vereinbar ist. Und das stimmt.

Wissenschaft muss nämlich nicht immer sämtliche Meinungen und Befindlichkeiten berücksichtigen, und das ist auch gut so. Denn nicht jede Meinung ist wissenschaftlich gesehen gleich viel wert. Bevor jetzt jemand „Diktatur!“ schreit, hier ein Beispiel dafür, warum das so ist:

Wir wissen von Ländern mit wesentlich höherer Impfquote, dass die Pandemie dort wesentlich weniger Einfluss auf den Alltag hat und somit weit weniger andere Einschränkungen von der Gesellschaft erfordert. Beispiel Portugal: Dort sind rund 87 Prozent der Bevölkerung geimpft und die Pandemie deshalb in der Öffentlichkeit kaum noch spürbar.

Außerdem wissen wir durch die Statistik, dass die Impfung aktuell zwar nicht zu 100 Prozent wirksam ist, allerdings einen sehr hohen Schutz bietet. Zwar liegen in den Krankenhäusern auch geimpfte Personen, dabei handelt es sich aber großteils um alte oder immunsupprimierte Menschen. Oder, anders ausgedrückt: Um Gruppen, bei denen die Impfung leider nicht so gut wirkt wie bei jungen und gesunden Menschen – was auch von Anfang an klar war. Es ging übrigens bei Ausbruch der Pandemie und den daraus resultierenden, gesellschaftlichen Einschränkungen um den Schutz genau dieser besonders gefährdeten Menschen, falls sich noch jemand daran erinnern kann.

Wir wissen aber natürlich nicht alle Details über Covid-19 und können auch die Zukunft nicht ganz konkret vorhersagen wie sich die Sache entwickeln wird, dafür gibt’s einfach zu wenig Daten und das Virus ist zu neuartig. Aber was wir wissen, spricht dafür, dass die Impfung aktuell das mit Abstand beste Mittel zum Beenden der Pandemie ist.

Wenn das große, gesellschaftliche Ziel nun die Reduktion der Corona-Neuinfektionen und – in weiterer Folge – die Entlastung der Krankenhäuser und insbesondere der Schutz besonders gefährdeter Personengruppen ist: Ist es hier legitim, Impfverweigerern mit Verweis auf die Freiheit der Bildung zu gestatten, weiterhin die Impfung abzulehnen und somit eine viel größere Gefahr für andere Personen um sie herum zu sein?

Die einzig sinnvolle und wissenschaftliche Antwort lautet hier: Nein. Und nichts anderes hat Rektor Vitouch gesagt. Was die Impfung angeht, liegen sämtliche fundierten und überprüfbaren Argumente auf seiner Seite. Ergo hat er Recht damit, dass ein Ort, der für Wissenschaft einsteht, wohl nicht der richtige Ort für Personen ist, die das einfach nicht wahrhaben wollen. Für Entwurmungs-Experten wie Herbert Kickl mitsamt seiner derzeitigen Partei sowieso nicht.

geschrieben von Markus Arch

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