„Kärnten – it’s my life“! Mit einem Zitat von Bon Jovi wirbt die Tourismusregion Kärnten für das südlichste Bundesland Österreichs. Neben wunderschönen Bergen, Seen und Wäldern hat Kärnten jedoch vor allem eines: Ein dickes Drogenproblem. Die Rede ist nicht vom kiffenden Nachbarn und auch nicht von ein paar Bier zu viel. Es geht um den harten Scheiß, und zwar Opioide wie beispielsweise Heroin.
Im „Epidemiologiebericht Sucht 2020“ der Gesundheit Österreich GmbH hat es Kärnten auf Platz 2 des risikoreichen Drogenkonsums mit Beteiligung von Opioiden geschafft. Was für ein richtungsweisender Erfolg! Nur Wien war besser, aber das war wohl zu erwarten. Spaß beiseite. In Kärnten gibt es also jede Menge Heroin und dementsprechend viele Süchtige.
Das bleibt auch im Klagenfurter Stadtbild nicht unbemerkt: Im Schillerpark eine benutzte Spritze zu finden gehört längst nicht mehr zu einem Seltenheitsfund. Auch ich durfte im Keller meines Wohnhauses schon einmal eine frisch verwendete Spritze finden. Ein Abhängiger hat dort wohl ein warmes Plätzchen für seinen Schuss gesucht.
Auch der Drogen-Handel floriert in Kärnten, das zeigen unzählige Schlagzeilen von verschiedenen Zeitungen:
Doch woran liegt es, dass ausgerechnet Kärnten so ein enormes Heroin-Problem hat?
Sieht man sich die Erfolge der Kärntner Polizei im Kampf gegen Rauschgift einmal an, lässt sich eine Ursache schnell erkennen: Die Nähe zu Slowenien. Die Meisten aller gefassten Dealer beziehen ihre Drogen aus dem benachbarten Slowenien. Hier wird also fleißig geschmuggelt. „DiePresse“ machte 2009 in einem Artikel die folgende Route ausfindig:
Die klassische Strecke verläuft über die Türkei, Bulgarien, Serbien, Kroatien, Slowenien nach Österreich.
Diese Heroin-Route bestätigt auch das Bundeskriminalamt in seinem Lagebericht zur Suchtmittelkriminalität 2020. Demzufolge würden österreichische Staatsbürger im benachbarten Slowenien ihr Heroin beschaffen, und dies mit dem Auto über die Grenze schmuggeln.
Es ist also wenig überraschend, dass genau in Kärnten so viel Heroin landet. Allerdings sollte doch auch hier das marktwirtschaftliche Prinzip von Angebot und Nachfrage gelten, oder? An Abnehmern scheint es hier zumindest nicht zu fehlen.
Fun Fact: 2020 lag der durchschnittliche Marktpreis für ein Kilogramm Heroin bei 30.000 €
Quelle: Lagebericht des Bundeskriminalamt 2020
Im genannten Bericht des Bundeskriminalamts erscheint noch eine interessante Statistik zur Menge an sichergestelltem Rauschgift:
Wurden im Jahr 2019 noch knapp 6 kg Heroin sichergestellt, waren es ein Jahr später nur mehr schlappe 1.1 kg. Wurde also 2020 sechs mal weniger Heroin verkauft? Wohl kaum. Die Gründe dafür mögen vielfältig sein. Allerdings ist die Annahme, dass die Polizei schlichtweg weniger schlagkräftig gegen den Heroinhandel agieren konnte, nicht ganz abwegig.
Was wird dagegen getan?
Die Abteilung „Prävention und Suchtkoordination“ des Landes Kärnten hatte im Jahr 2020 ein Budget von 3,6 Mio. Euro. Davon entfielen 12% auf die Suchtprävention. Damit wurden unzählige Projekte an Schulen finanziert, um bereits früh über Drogenmissbrauch aufzuklären. Der Jahresbericht 2020 dieser Abteilung zeigt jedoch auch, dass vor allem über Nikotin, Alkohol und Cannabis Aufklärungsarbeit geleistet wird. Die Gefahren von Opioiden hingegen werden nur wenig thematisiert. Vielleicht beginnt genau hier eine wichtige Stellschraube im Kampf gegen den Heroinmissbrauch.
Um die Heroin Thematik in Klagenfurt und Kärnten besser in den Griff zu bekommen, wird es also noch einige Maßnahmen brauchen. Gerade bei stadtentwicklerischen Entscheidungen könnte sich eine geringere Anzahl an „Junkies“ positiv auf das Stadtleben auswirken. Die Lösung dorthin darf aber nicht sein, Süchtige von ihren Rückzugsorten zu vertreiben, denn dies wäre nur eine Problemverschiebung. Die Lösungsansätze müssen vielmehr über sichere Konsumräume für Süchtige gehen. Beispielprojekte dazu gibt es in europäischen Städten ja zu genüge.
Zu guter letzter gilt es aber natürlich auch den Drogenhandel zu minimieren und insbesondere die Durchlässigkeit zur slowenischen Grenze zu schließen. Nur so kann vermieden werden, dass noch mehr Menschen in Kärnten dem Heroin verfallen.
geschrieben von Samuel Hérault
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