Schon den nächsten Familienurlaub gebucht? Nein? Dann aber hopphopp – es ist höchste Zeit! Keine Ahnung wohin? Null Problem – nett wie ich bin, hab ich schon mal emsig recherchiert und dabei so einiges durchgemacht. Plus: Ultimative Tipps für Väter!
Meine Angetraute und ich lieben es ferne Länder und Kulturen zu erkunden, und zwischendurch auch einfach mal am Strand die Füße hochzulegen. Dieses Lebensgefühl wollen wir natürlich auch meiner Tochter näherbringen. Doch dazu muss man klein anfangen. Wer fährt schon mit einem Kind im Baby- oder Kleinkindalter nach Thailand, Vietnam, Kenia oder in noch exotischere Länder. Schließlich sind Fernreisen auch anstrengend. Wir nehmen also Rücksicht auf meine kleine Tochter und bleiben auf europäischem Grund und Boden. Und wie wir feststellen, kann man auch hier hervorragend Urlaub machen oder aber anständig ins Klo greifen.
Nachfolgend ein paar Auszüge aus meinen Urlaubsnotizen:
PALEOCHORA, KRETA
Jahreszeit: August
Dauer des Aufenthalts: 1 Woche
Alter meiner Tochter: 10 Monate
Tipp für Väter: In der Jetee Beachbar lässt es sich wunderbar bis zum Sonnenaufgang durchsaufen. Achtung: Kopfschmerzen und Übelkeit am nächsten Tag sind vorprogrammiert!
Nach etwas Zögern nehmen wir die Einladung meiner Eltern, gemeinsam mit ihnen und meinen Brüdern nach Kreta zu fliegen, an. Insgesamt sind wir acht Menschen, untergebracht in drei nebeneinanderliegenden Appartements mit Meerblick. Die Voraussetzungen für einen perfekten Familienurlaub sind also gegeben. Doch der Anfang verläuft etwas holprig.
Gleich nach der Ankunft besaufe ich mich mit meinen Brüdern in der Strandbar neben dem Hotel bis halb 6 in der Früh. Ich bemerke meinen Zustand und die Uhrzeit erst, als die Sonne über dem Meer aufgeht. Mit schlechtem Gewissen schwanke ich zurück in unser Appartement, wo mich Frau und Tochter schon mit bösen Blicken erwarten. Den restlichen Urlaub benötigt mein geschundener Körper, um sich vom Kater zu erholen. Was sich an diesem Ort aber auch vorzüglich machen lässt.
Opa verbringt den Großteil des Tages am Strand im Schatten der Tamarisken und lässt sich von uns mit Keksen und Schokobroten füttern. Oma quält unsere steifen Glieder, indem sie uns in die Kunst des Yoga einweist und meine Brüder präsentieren ihre braungebrannten Boygroup-Bodies beim skimboarden. Meine Frau und ich plantschen unterdessen mit unserer kleinen Strandnixe im flachen Wasser, füttern sie mit Melone und schlendern mit ihr – kuschelig eingepackt in die Babytrage – den Strand auf und ab, bis sie endlich einschläft. Gegen Abend bieten wir den Zuschauern in der Strandbar Beachvolleyballmatches auf hochklassigem Niveau. Bei Punkten die über zwei Ballwechsel hinausgehen, ernten wir verhaltenen Applaus von Oma und Tochter, die es sich ebenfalls in der Strandbar gemütlich gemacht haben.
Alles in allem ein Top-Urlaub bei dem auch die kulinarischen Genüsse, die wir uns abends in der kleinen, belebten Stadt Paleochora genehmigen, nicht zu kurz kommen. Tsatsiki, Briam, frischer Fisch, Dolmakes, Saganaki, Souvlaki und dazu ein kaltes Mythos zum Runterspülen. Köstlich!
Fazit: Wir kommen bestimmt bald wieder!
PLAYA DEL INGLÉS, GRAN CANARIA
Jahreszeit: Februar
Dauer des Aufenthalts: 10 Tage
Alter meiner Tochter: 16 Monate
Tipp für Väter: Beim Wandern durch die Dünen kann man prima verliebte Pärchen beim Herummachen überraschen.
Gemeinsam wollen wir dem Winter entfliehen. Destination: Gran Canaria. Wir erwarten uns Sonne, Sommer, Meer und Ausgelassenheit. Was wir schließlich vorfinden ist genau das, aber auch noch viel mehr. Der Touristenmix, den wir vor Ort antreffen, scheint einem abstrusen sozialen Experiment zu entspringen. Auf ein rot verbranntes britisches Pensionistenpärchen kommt zumindest ein junges, ausgeflipptes Pärchen aus der Gay-Community. Irgendwie eine merkwürdige Mischung. Aber es scheint sich niemand daran zu stören. Es ist ein friedliches Nebeneinander. Alle erfreuen sich an Sonne, Strand und Meer. Auch wir als junge Familie machen das und erfreuen uns an den bunten, vielseitigen Menschen.
Untertags spazieren konservative Rentnerinnen in Blümchenkleidern mit ihren Rolatoren die Strandpromenade entlang. Abends stolzieren die Drag Queens mit hohen Hacken über kleine Bühnen in den nach außen hin offenen Lokalen. Gerade diese Gegensätze machen den Urlaub zu etwas besonderem. Meine Tochter lernt zum ersten Mal Lebensentwürfe, die gegensätzlicher nicht sein könnten, kennen.
Auch abgesehen von dieser unerwarteten, erfreulichen Atmosphäre auf der Insel, ist auch unsere Tochter so süß und lebensfroh wie noch nie. Auch ihr tut die Flucht aus der kalten, grauen Winterheimat sichtlich gut. Per Taxi und Bus entdecken wir verschiedene Strände und genießen dort unsere Zeit zu dritt. Als verantwortungsbewusste Eltern, die wir nun mal sind, haben wir natürlich tonnenweise Sonnencreme eingepackt. Mehrmals täglich schmieren wir unsere Tochter damit ein. Irgendwann findet sie Gefallen daran und will sich schließlich nur noch selbst eincremen. Mit was sie das macht ist ihr dabei vollkommen egal. Als wir beim Frühstück in unserem Appartement sitzen, schnappt sie sich einen Viertel Kilo Butter aus dem Kühlschrank und schmiert sich dabei mit einem Grinsen auf den Lippen Bauch und Gesicht ein.
Fazit: Wir kommen definitiv wieder. Allein schon um unserer Tochter den Unterschied zwischen Butter und Sonnencreme beizubringen.
UMAG, ISTRIEN
Jahreszeit: Juli
Dauer des Aufenthalts: 5 Tage
Alter meiner Tochter: 21 Monate
Tipp für Väter: Bloß nicht hinfahren! Falls schon zu spät: Bummelzug entern und am besten in einem der nächsten Orte um Asyl ansuchen!
Diesmal haben wir uns – ganz auf die Bedürnisse unserer Tochter zugeschnitten – ein kleines Appartment in einer Ferienanlage für Familien gemietet. Wobei „klein“ ja oft einen negativen Beigeschmack hat. „Praktisch“ trifft es in diesem Fall viel eher! Die äußerst kreative Raumplanung im Bad spart uns sogar eine Menge Zeit bei der Morgenwäsche. Wo sonst kann man gleichzeitig duschen, kacken und Zähne putzen? Eben! Das gibt’s nicht überall! Und noch dazu zum Spottpreis!
Auch am Strand fügt sich das praktische Denken der kroatischen Tourismusexperten wieder zu einem stimmigen Gesamtbild. Sand in Ohren, Nase und jeder anderen erdenklichen Körperritze – wer braucht das schon? Die findigen Kroaten sind da ganz meiner Meinung und haben vorsorglich ganze Küstenlinien einfach zubetoniert. So auch in unserer Ferienanlage. Auf den liebevoll angelegten Betonplatten versuchen laut brüllende Kinder Sandburgen mit dem Gatsch und Schlamm aus dem Meer zu bauen. Das Wasser ist verdächtig warm und zumindest am Vormittag mit einer dicken Algenschicht bedeckt. Der immer wieder vorbei treibende Plastikmüll eignet sich hervorragend als Spielzeug. Jedes neu heranschwappende Stück Müll wird von meiner Tochter herausgefischt und neugierig beäugt.
Abseits von Appartement und Strand erstreckt sich ein Paradies für Kinder. Kids Club, Fußballplatz, Bummelzug, alle hundert Meter ein Spielplatz und vieles mehr sorgen für Schnappatmung bei meiner Tochter. Während meine Frau gemütlich die Beine hochlegt und mit der Liege unter ihrem süßen Hintern zu einer Einheit verschmilzt, sprintet unser kleiner Rabauke mit einem Affentempo von einer Attraktion zur nächsten. Verzweifelt versuche ich mit ihr Schritt zu halten. Aquapark, Spielplatz, Eis kaufen, Luftmatratze, Kids Club, Eis kaufen, Fußballplatz, Bummelzug, Zumbakurs, Eis kaufen. So ungefähr laufen meine Tage ab, bevor ich abends mit einem leisen Stöhnen ins Bett falle.
Während dieser Urlaub für meine Tochter bislang wohl der schönste war, war es für mich die Hölle auf Erden. Auch das wirklich sehr ansprechende Essen im Hotel reißt das ganz nicht mehr raus.
Fazit: Wir kommen erst wieder wenn die Hölle zufriert.
VASSILIKOS, ZAKYNTHOS
Jahreszeit: September
Dauer des Aufenthalts: 1 Woche
Alter meiner Tochter: 23 Monate
Tipp für Väter: Mal was gegen den Schwabbelbauch tun und nach Gerakas joggen. Ist zwar sausteil und furchtbar anstrengend, dafür kann man aber am dortigen Strand bei einem kühlen Bier den Schildkröten beim Schlüpfen zusehen.
1,5 Stunden Autofahrt zum Flughafen, 2,5 Stunden Flug, 1 Stunde Bustransfer. Mit den Wartezeiten am Flughafen und Busterminal sind wir schlappe 7 Stunden unterwegs bis wir im Paradies ankommen. Mitten in der Nacht. Ein kleiner Grieche mit Pferdeschwanz steht hinter der Rezeption und weist uns den Weg zu unserer Unterkunft.
Dem Appartement merkt man die schlechte Wirtschaftslage in Griechenland deutlich an. Waschbecken und Klo sind undicht. Wasser ergießt sich von Klo und Waschbecken über den Boden. Halb so schlimm, man gewöhnt sich schließlich an alles. Immerhin gibt es dafür eine hoteleigene Hühnerfarm. Von unserem Balkon aus kann meine Tochter so die herumlaufenden Hühner beobachten, worüber sie höchst erfreut ist. Auch der Hahn, der ab halb 5 Uhr morgens seine stakkatoartigen Schreie loslässt, versetzt sie in Entzücken. Das markerschütternde „KI-KI-KIIIIIKKEEERRRRIIIKIIIII!!!“ wird zwischendurch nur unterbrochen vom Katzengejammer der Mietzen, die sich auf und unter unserem Balkon herumtreiben. Der Freude meiner Tochter tut dies allerdings keinen Abbruch. Im Gegenteil. Katzen füttern und streicheln scheint eine ihrer Lieblingsbeschäftigungen zu sein. „Das ist schön“, denken wir uns. Wenn unsere Tochter glücklich ist, sind wir es auch.
Taverne und Pool liegen sowie die gesamte Anlage auf einer Klippe über dem Meer. Die Aussicht ist fantastisch. Noch heute weine ich mich Abend für Abend vor lauter Sehnsucht an diesen Ort heimlich in den Schlaf. Auch die Taverne ist ein Glücksfall für uns. Ausgestattet mit einem kleinen, abgesperrten Spielplatz, entlockt sie unserer Tochter Freudenschreie und ermöglicht uns ein entspanntes Genießen der griechischen Köstlichkeiten. Über ein paar Stufen erreicht man eine naturbelassene Bucht mit kleiner Strandbar, die einen bemerkenswert großen Vorrat an Eis führt. Zumindest bis meine Tochter das entdeckt. Der Strandbarbesitzer hat mir jedenfalls schon mal in einem handgeschriebenen Brief gedankt. Die Ausbildung seiner sieben Kinder sei nun dank unseres Eiskonsums gesichert und der Finanzhaushalt Griechenlands saniert. So funktioniert Schuldenabbau, liebe EZB und lieber IWF!
Der wunderschöne Strand und die toll gelegene Hotelanlage machen das verschlissene Appartement spielend wieder wett. Ein Bootsausflug in die berühmte Schmugglerbucht (in der ich beim Schnorcheln meinen Ehering versenke – meine Frau behauptet mit voller Absicht, ich sehe das eher romantisch, quasi ein Zeichen unserer Liebe in einer der faszinierendsten Buchten der Erde) rundet einen fantastischen Urlaub ab. Und meine Tochter redet heute noch voller Begeisterung vom schreienden Hahn.
Fazit: Der nächste Urlaub (in einem anderen Appartement) ist bereits gebucht!
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