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Sie macht Wunder möglich

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Unser Papablogger ist zu Tränen gerührt. Kein Wunder – er ist ja jetzt Doppelpapa. Doch die Geburt seines zweiten Kindes war nicht einfach für ihn. Heute hat er sich von seiner Ohnmacht wieder erholt und seiner Hebamme diesen Dankesbrief geschrieben.

Liebe Hebamme,

ich möchte mich auf diesem Wege herzlich bei Ihnen bedanken. Obwohl die Geburt unserer zweiten Tochter jetzt schon einige Monate zurück liegt, können Sie sich bestimmt noch an uns erinnern. Es war die Nacht vom 2. auf den 3. Mai, als Ihnen meine Frau die Bettlaken und den Fußboden im Kreißsaal verunstaltete. Bitte nehmen Sie es ihr nicht übel, sie war nicht ganz bei sich. Ich bin mir sicher, Sie haben die Laken inzwischen längst entsorgt, das Blut und andere Zeug vom Fußboden entfernt und alles gründlich desinfiziert. Es sollte also ausreichend Gras über die Sache gewachsen sein, so dass Sie dieser Brief in einem emotional – wieder – ausgeglichenen Zustand erreichen müsste.

Ich hoffe auch, Sie verstehen, dass ich Ihnen erst jetzt schreibe. Immerhin bin ich jetzt Vater von 2 (!), in Worten: Z-W-E-I Kindern! Wie Sie sicher wissen, sind die Pflichten, die ich in dieser Lage zu erfüllen habe – im wahrsten Sinn des Wortes – erschöpfend. Oft so erschöpfend, dass ich in der Arbeit noch auf der Tastatur einschlafe. Nicht, dass das vorher nicht auch so gewesen wäre. Aber das hatte andere Gründe.

Heute denke ich fast schon wieder gerne an diese Nacht, damals Anfang Mai, zurück. Gerne würde ich aber einige Ereignisse ins rechte Licht rücken und mich auch aufrichtig entschuldigen. Das Konzept der Vergebung ist Ihnen als Mitarbeiterin in einem Ordenskrankenhaus bestimmt nicht fremd. Ich freue mich jedenfalls Ihnen mitzuteilen, dass meine Frau – ganz im christlichen Sinne – Reue verspürt. Zumindest ein kleines bisschen. Glaube ich. Mir ist auch durchaus bewusst, dass die Flüche, die Sie Ihnen in dieser Nacht an den Kopf warf, absolut nicht jugendfrei waren und nichts auf einer Geburtenstation verloren haben. Ich muss allerdings einräumen, dass ich mir nicht sicher bin, ob ich in ihrer Lage nicht auch geflucht hätte wie der Teufel höchstpersönlich. Einen 52 Zentimeter großen und 4010 Gramm schweren Brocken aus meinem – Verzeihung – Arsch (einen Geburtskanal hab ich leider nicht) rauszupressen, ist mit Sicherheit keine Strandparty. So kann ich nur nochmals ausdrücklich um Vergebung bitten. Bei meinem nächsten Kirchenbesuch werde ich ein paar Euro mehr in den Klingelbeutel schmeißen, versprochen!

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Auch mein stundenlanges Auf- und Abschleichen im Kreißsaal und auf der Geburtenstation sowie mein ständiges Gemurmel sind mir rückblickend etwas unangenehm und waren für die allgemeine Atmosphäre wahrscheinlich nicht sehr förderlich. Normal bin ich nicht so, das können Sie mir glauben. Ich gelobe Besserung und werde beim nächsten Mal Confetti, Partyhüte und kleine Küchlein mitbringen um für eine entspannte Stimmung zu sorgen.

An dieser Stelle möchte ich mich auch herzlich bei Ihnen dafür bedanken, dass Sie mich nicht einfach auf dem Boden liegen gelassen haben, als ich kurz in Ohnmacht fiel. Für gewöhnlich habe ich eigentlich keine Probleme mit meinem Kreislauf. Das Geräusch, das die Ärztin verursachte als sie mit ihrer Zange die unteren Regionen meiner Frau bearbeitete, war aber dann doch zuviel für mich. KNACK! Kurz und satt. Noch heute klingt der Schall in meinen Ohren nach. Die Beine wie Gummi und –  ZACK – schon küsste ich den Boden. Ganz im Vertrauen gesagt: Kriegsveteranen, Auftragskiller, 007 – auch die härtesten Kerle hätten das nicht einfach so weggesteckt. Aber Sie – und hier möchte ich wirklich meine Bewunderung zum Ausdruck bringen – haben mir völlig unbeeindruckt und heldenhaft, so wie es sich für eine Hebamme gehört, wieder auf die Beine geholfen und mich mit Wasser versorgt! Das weiß ich wirklich zu schätzen, vor allem da ich ja sonst das große Finale versäumt hätte.

Es war einfach großartig, wie Sie uns sogar nach zwölf Stunden noch mit Herz und Seele unterstützt haben. Unvergesslich waren vor allem die letzten Minuten. Als sich die Ärztin auf den Bauch meiner Frau setzte und der Lärmpegel ein beängstigendes Niveau erreichte, blieben Sie, liebe Hebamme, vollkommen ruhig.  Nie werde ich vergessen, wie Sie sich ein Herz fassten und mit beiden Händen und einem festen Ruck das kleine Ding da raus gezogen haben. Bei dem ganzen Blut das auf dem verformten Babykopf klebte, muss ich zugeben, dass ich nicht weiß, wie lange ich diesen Anblick noch ertragen hätte, ohne nochmals in die Knie zu gehen.

Als Sie meiner Frau das kleine Bündel in die Arme drückten, war es endgültig um uns geschehen. Wahrlich, es ist ein Wunder! Ein unglaublich winziges und süßes Wunder! Dicke Tränentropfen kullerten uns über die Backen. Müdigkeit und Angespanntheit waren wie weggeblasen. Falls Ihnen meine Umarmung in dieser Situation ungebührlich oder unpassend vorkam, möchte ich Sie erneut um Verzeihung bitten, ich konnte meine Begeisterung einfach nicht mehr zügeln. Am liebsten hätte ich die ganze Welt umarmt!

Abschließend der größte Dank: Es klingt vielleicht komisch, aber die zwei Schreihälse, mit denen ich mir jetzt das Bett teile, versüßen mir das Leben. Auch wenn ich oft denke, ich muss vor Müdigkeit und Anstrengung sterben und ich ihnen gefühlt mein ganzes Dasein opfere – sobald ich das Haus verlasse, vermisse ich sie auch schon wieder. Sie sind weich, kuschelig und wunderschön. Sie geben mir Kraft, Sinn und Liebe. Bedingungslos. Sie wachsen und entwickeln sich täglich. Eigentlich werden sie viel zu schnell groß. Ich versuche jeden Tag zu genießen, sie zu unterstützen und so viel mitzunehmen, wie ich kann. Das bisschen Aufwand, das sie machen, wiegen sie tausendfach wieder auf. Ich wüsste nicht, was auf der Welt wichtiger ist, als unsere Kinder!

Liebe Hebamme, ich und meine drei Mädels sind Ihnen auf ewig zu Dank verpflichtet!

P.S.: Wenn ich mit meiner Frau über die Geburt rede, zeichnet sie in einigen Dingen ein anderes Bild. In ihrer Erinnerung blühen die Blümchen, Vögelchen zwitschern und Einhörner reiten über  bunte Regenbögen. Vermutlich sind das die Hormone, die alles rosarot und plüschig erscheinen lassen. Vielleicht bin aber ich einfach nur zu empfindlich. Die Wahrheit liegt, wie so oft, wahrscheinlich irgendwo in der Mitte.

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