Ingeborg Bachmann? Kennt doch jeder! Vor allem hier im Süden, wo sie 1926 geboren wurde und nach wie vor im Rahmen der alljährlich stattfindenden Tage der deutschsprachigen Literatur geehrt wird. Am 25. Juni wäre die 1973 verstorbene Schriftstellerin 90 Jahre alt geworden. Regisseur Andreas Ickelsheimer vom Kulturverein Theater im Raum widmet ihr daher seine diesjährige Sommerproduktion am Heunburg Theater und inszeniert Bachmanns „Der gute Gott von Manhattan“.
Und das gute Stück kennt jetzt dafür wieder niemand. Hab ich Recht? Macht nix! Als brave Produktionsleiterin bin ich voll im Bilde und kann euch einen kleinen Vorgeschmack liefern. Wer sich also bei der Premiere am 30. Juni oder einer der weiteren Vorstellungen (bis 12. August) ins Ungewisse stürzen möchte, der sollte jetzt nicht weiterlesen. Halt! Eines noch, die Besetzung könnt ihr ruhig erfahren, denn Franz Robert Ceeh (guter Gott), Christian Reiner (Richter), Amrei Baumgartl (Jennifer) und Max Berger (Jan) lachen ja ohnehin schon von den Plakatwänden hier im Süden. Ein geniales Ensemble, sag ich euch!
Aber jetzt wird’s ernst, Spoileralarm! Also, der Stoff hat’s in sich. Wie fang ich am besten an? Bei der Liebe. Das ist gut. Beginnen wir bei der Liebe! Ihr ward doch sicher schon einmal so richtig verliebt. Am liebsten möchte man 24/7 aufeinander kleben. Und vieles, was vorher noch unheimlich wichtig schien, relativiert sich plötzlich. Der Job wird vom Lebenselixier zur reinen Einnahmequelle degradiert und kann ruhig einmal ein bisschen vernachlässigt werden. Klamotten einkaufen? Wozu? Man zieht sie ja ohnehin gleich wieder aus, um … Tatsächlich sollen Leute schon ineinander verhungert sein, weil sie von Luft & Liebe leben wollten und darüber die Nahrungsaufnahme eingestellt hatten.
Glücklich verliebte Menschen ziehen also sehr viel aus sich selbst und ihrem angebeteten Gegenüber heraus. Es gibt keine emotionalen Bedürfnisse, die mit Konsum kompensiert werden müssten. Und die Liebenden tendieren wie gesagt dazu, beruflich etwas kürzer zu treten. Ihr ahnt schon, was der gute Gott von Manhattan dazu sagen würde? Der Hüter des kapitalistischen Systems, das von Selbst- und Fremdausbeutung und Konsum und Wachstum lebt? Neeeeiiiiiiiiiin!!!!! würde er sagen, nein, hysterisch schreien würde er, und das junge Glück würde er sabotieren, wo er nur kann. Voilá! Das ist Bachmann.
Systemkritik vom Feinsten also! Und in Anbetracht der Tatsache, dass immer mehr Menschen eine mehr oder weniger leise Ahnung davon bekommen, dass auf unserem globalisierten Planeten etwas ziemlich im Argen liegt, dass wir hier im Westen gar nicht so frei sind, wie wir zu sein glauben, dass uns Dinge vorgegaukelt werden, damit wir brav weiterarbeiten und verdienen und konsumieren – in Anbetracht dieser Tatsache ist unser Bachmann-Stück, obwohl bereits 1957 verfasst, in der heutigen Zeit „ein brandheißes Eisen“, um Regisseur Andreas Ickelsheimer zu zitieren.
Das wird großartig, sag ich euch! Die letzten Vorbereitungen laufen auf Hochtouren. Das Bühnenbild von Elias Molitschnig ist fertig, ebenso Manfred Plessls Musik zum Stück und das Lichtdesign von Hanno Kautz, das Ensemble probt vor Ort, artigundhuber (Daniela Lindhuber und meine Wenigkeit) kümmern sich um Grafik, PR und Marketing, Heidi Berndt rotiert als Regie- und Produktionsleitungsassistenz und Andreas Ickelsheimer macht sowieso alles gleichzeitig – zum Beispiel Ziegen kaufen, die den Südhang unter der Heunburg „mähen“ sollen.
Neben Theater gibt’s auf der Burg auch noch Kabarett und Konzerte – zum Beispiel möchte ich euch die Unvollendeten (Band rund um Manfred Plessl) mit ihrem Programm „Kemmt’s lei eina!“ am 16. Juli sehr ans Herz legen. Den kompletten Spielplan und weitere Infos findet ihr unter www.heunburgtheater.at.
Wir sehen uns dort!
Heunburg Theater
9111 Haimburg
Tel : 0650 7624395
E-Mail: karten@heunburgtheater.at
Comments
0 comments