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„Du brauchst das richtige Produkt, nicht das beste!“

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Patrick Holzmann ist der StartUp-Mann der FH Villach und nimmt Techniker unter seine Fittiche, die ihre Erfindungen zu StartUps machen wollen. Am BUSINESSBEACH hat er uns erklärt, wie er aus Villach Stanford machen will…

Wir kennen Patrick Holzmann ja schon länger, weil er praktisch überall dabei ist, wo es im Süden um StartUps geht und auch Teil der StartUp-Delegation nach Dublin war, über die wir berichtet haben. Aber was der Klagenfurter die ganze Zeit auf der FH in Villach macht, das haben wir noch nicht so genau verstanden. Also trifft es sich gut, dass wir ihn am BUSINESSBEACH DROBOLLACH AM FAAKER SEE beim Arbeiten stören und ausfragen können…

IMSÜDEN.AT: Hallo Patrick, was machst du da am BUSINESSBEACH?
Patrick Holzmann: Bei dem tollen Wetter wollt ich nicht im Büro auf der FH rumsitzen und hab mir gedacht: Mach ich einen Ausflug zum Faaker See und arbeite hier im Open-Air-Büro weiter.

IMSÜDEN.AT: Kluges Kerlchen! Kein Wunder, dass du Doktor bist…
Patrick Holzmann: (lacht) Dass man am BUSINESSBEACH arbeiten kann, weiß ich allerdings leider nicht von der Uni, das stand damals noch nicht am Lehrplan…

IMSÜDEN.AT: Sondern?
Patrick Holzmann: Bei mir: Betriebswirtschaft, Wirtschaft und Recht. Aber mich hat besonders das Thema Innovation und Unternehmensgründung interessiert. Das hat mich durch mein ganzes Studium begleitet und auch dann als Assistent an der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt. In dieser Zeit haben dann auch einige Studienkollegen StartUps gegründet, zum Beispiel Symvaro. Ich habe dann immer auch mal wieder beraten, so unter Freunden eben, bin aber noch Theoretiker geblieben und hab meinen Doktor gemacht.

IMSÜDEN.AT: Also bist du sowas wie ein Fußballtrainer, selber nie g’spielt, aber allen sagen, wies geht?
Patrick Holzmann: (lacht) Könnte man so sagen. Das sind halt oft auch die besten Trainer, meinst du nicht… Durch das Studium kenne ich empirisch belegte Erfolgsrezepte von hunderten Unternehmen auf der ganzen Welt. Die kann ich an die StartUps weitergeben. Unterm Strich muss aber dann jedes StartUp sein eigenes Erfolgsrezept finden: Trial-and-error halt. Na egal, jedenfalls bin ich jetzt seit Frühling 2017 der Leiter und Programmmanager für die StartUp-Initiative der FH Kärnten und damit sowas ähnliches wie ein Fußballjugend-Coach für StartUps hier in Villach…

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IMSÜDEN.AT: Also bist du das build!-Gründerzentrum von Villach?
Patrick Holzmann: Nein, überhaupt nicht. Wir sind kein Gründerzentrum und auch kein Inkubator. Sobald es Richtung Gründung geht, schicken wir unsere Schützlinge zum build oder zur Gründerberatung der Wirtschaftskammer. Wir bereiten unsere Studierenden darauf vor. Das sind ja natürlich oft eher Techniker, die bei uns in Bereichen wie Mechatronik und Wirtschaftsingenieurwesen ausgebildet werden. Denen zu vermitteln, dass es eine coole Sache ist, selbst was zu gründen, wenn man was Sinnvolles gebaut hat, das ist eines unserer Ziele. Ein weiteres ist es, ihnen das Rüstzeug mitzugeben, auch am Markt bestehen zu können bzw. überhaupt mal zu realisieren, ob es denn einen Markt gibt für ihre Erfindung. Das ist manchmal echt tricky.

IMSÜDEN.AT: Also willst du Gründungen aus der FH heraus forcieren? Vorwiegend am Techniksektor natürlich…
Patrick Holzmann: Genau! Die Initiative gibt es schon seit 2013 und es ist bisher schon vieles gelungen. Nun mache ich weiter und versuche alles auf das nächste Level zu bringen. Wir setzen zum Beispiel einen Schwerpunkt auf Coaching und Individualberatung für die angehenden Gründer. Da geht es oft darum das Geschäftsmodell zu variieren, den Zielmarkt auszumachen, um am Ende die Grundlagen für einen stichhaltigen Businessplan zu haben.

IMSÜDEN.AT: Gibt es besondere Hürden für FH-Gründer?
Patrick Holzmann: Nicht speziell für FH Gründer. Eher für Gründer mit technischem Background. Techniker sind oft sehr detailverliebt und wollen das Produkt natürlich so perfekt wie möglich hinkriegen, bevor sie es jemandem anbieten, oft sogar bevor sie es überhaupt jemandem zeigen. Da geht viel Kraft und Zeit hinein und dann findet das Ding keine Kunden oder es passt der Zielgruppe was nicht. Da kann man als Tüftler-Typ von der StartUp-Mentalität profitieren, die ja eher einen „fail-fast“-Ansatz verfolgt. Oft braucht der Markt gar nicht das beste Produkt, sondern du musst das richtige Produkt für die Bedürfnisse deiner Zielgruppe haben!

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IMSÜDEN.AT: Verstehen wir gut! Kannst du uns ein paar erfolgreiche Beispiele aus eurer StartUp-Schmiede geben?
Patrick Holzmann: Na klar! Zum Beispiel Alexander Elbe, der mit Crank-e einen Umrüst-Bausatz entwickelt, der aus klassischen Vespas E-Roller macht. Der hat im SmartLab der FH rumgebastelt, bis ihn der Studiengangsleiter für Wirtschaftsingenieurwesen Prof. Erich Hartlieb sozusagen „entdeckt“ und zu uns geschickt hat. Ähnlich erging es add-e Fabian Gutbrod, der einen E-Motor in Trinkflaschengröße baut, mit dem sich normaler Fahrräder ganz einfach zum E-Bike umrüsten lassen.

IMSÜDEN.AT: Gefinkelt! Also laufen bei euch die Profs rum und suchen Talente?
Patrick Holzmann: Naja, das kommt vor, aber ist nicht die Regel. Oft entwickelt jemand im Rahmen seiner Master- oder Bachelorarbeit was und kommt dann von allein zu uns. Das Feine ist, dass wir selbst in der FH sitzen und deshalb die Schwellenangst klein und die Wege kurz sind. Dazu haben wir auch eine Lehrveranstaltung gemeinsam mit dem build, die wir Bizkick nennen und die den Gründergeist in unseren Studierenden wecken soll.

IMSÜDEN.AT: Aber ihr habt hier in Villach ja vor allem auch alle technischen Möglichkeiten…
Patrick Holzmann: Ganz genau. Wir haben natürlich alle möglichen Labore mit CnC-Fräsen, 3D-Druckern, Lasercuttern usw. Und seit 2016 haben wir auch die Gründergaragen von Livingcontainer vor der Haustür, in denen man ungestört an seinen Prototypen basteln kann, bzw. diese lagert, wenn sie nicht unbedingt jeder im Labor sehen soll…

IMSÜDEN.AT: Also sind eure Assets: Infrastruktur, Coaching…
Patrick Holzmann: … und Vernetzung. Wir bieten natürlich auch viele Veranstaltungen für Gründer an: Netzwerkabende, Vorträge, Workshops mit Experten usw.

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IMSÜDEN.AT: Wo geht die Reise hin?
Patrick Holzmann: Die große Vision ist sicher ein eigener Gründercampus in Villach mit Hardware-Schwerpunkt und guter Anbindung an die Industrie vor der Haustür, um die FH damit, nach dem Stanford-Modell, als Gründerhochschule zu positionieren.

IMSÜDEN.AT: Na, bumm: Villach soll Stanford werden! Das is mal eine Ansage. Und das gesamte StartUp-Land Kärnten? Wie siehst du die Entwicklung unseres StartUp-Ökosystems in den letzten Jahren?
Patrick Holzmann: Es passiert sehr viel und es geht auch einiges weiter in den letzten Jahren. Was mir immer noch etwas fehlt, ist gelebte Kooperation unter den Playern. Es gibt gute Ansätze, aber wir könnten alle noch mehr an einem Strang ziehen und müssen uns auch mit unseren Nachbarn im Alpen-Adria-Raum noch stärker vernetzen. Kärnten allein ist einfach zu klein, aber wenn wir zusammen größer denken, dann sind wir auf einem guten Weg. Zum Glück haben wir ja jetzt schon so viele BUSINESSBEACHES, um den Sommer durchzuarbeiten, dass es bis zur Weltherrschaft nicht mehr lang dauern kann (lacht).

IMSÜDEN.AT: Ja, Brain! Heute der BUSINESSBEACH und morgen die ganze Welt!

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